Wertschätzung der Pflege

07.02.2009
Jürgen Klute (aus: Stadtspiegel Bochum)

Was eigentlich ist uns die Arbeit von Frauen und Männern Wert, die professionell hilfbedürftige Menschen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen versorgen?

Die Pflege von Menschen ist personalintensiv. Die Politik drängt seit Jahren auf Kostensenkungen. Doch diese Politik geht sowohl zu Lasten des Personals als auch zu Lasten der Pflegebedürftigen: Immer weniger Pflegekräfte müssen für immer weniger Lohn immer mehr arbeiten. So werden die Arbeitsbedingungen in der Pflege immer bedrückender und die Qualität der Pflege wird immer schlechter. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe teilte Anfang dieser Woche mit, dass jede 3. Pflegekraft täglich daran denkt, ihren Beruf aufzugeben. Das ist ein ernst zu nehmendes Alarmsignal.

Rund 70 % der Krankenhäuser in NRW sind in kirchlicher Trägerschaft. Was also sagen die Kirchen zu diesen Missständen? Im Sozialwort der Kirchen von 1997 heißt es noch: "Eine gute und aufopferungsvolle Arbeit verlangt auch ihren gerechten Lohn." In diesem Sinne engagieren sich die Gewerkschaften für einen Mindestlohn in der Pflege, um den Druck auf die Löhne zu begrenzen. Der Verband diakonischer Arbeitgeber (VdDD) lehnt jedoch Mindestlöhne strikt ab. Tatsächlich hat der Bundestag nun einen Mindestlohn für die Altenpflege beschlossen. Im Gegenzug hat der VdDD jedoch von der Bundesregierung verlangt, dass ohne Beteiligung von Gewerkschaften festgesetzte Arbeits- und Tarifrecht der Kirchen dem allgemeinen Tarifrecht gleichzusetzen. Das ist ein dreister Kuhhandel - doch Arbeitsminister Olaf Scholz hat sich darauf eingelassen. Damit dürften die Gewerkschaften als Arbeitnehmervertretung wohl endgültig aus dem Wohlfahrtsbereich ausgeschlossen werden.


Veröffentlicht in: Stadtspiegel Bochum, Nr. 11, 30. Jahrgang, 07. Februar 2009 | Unsere Kirche – Regionalausgabe Bochum-Gelsenkirchen-Herne, Nr. 9, 22. Februar 2009